Das schwarze Herz Afrikas ist das Okavango Delta, hier bildet der in Angola entspringende Okavango eines der größten Feuchtgebiete unserer Erde um dann in der heißen Sonne Afrikas zu verdunsten!

Unterwegs im Süden Afrikas! Unterwegs zu den Tsodilo Hills!

Unterwegs in Botswana, das immer noch ein Geheimtip ist. Hier gibt es keine Trampelpfade des Massentourismus sondern die geheimnisvollen Felszeichnungen an den Tsodilo Hills, die unendliche Sumpflandschaft des Okavango Deltas und das hautnahe Erleben der Wildtiere im Moremi Naturreservat. Ganz im Norden, im Dreiländereck Botswana, Zimbabwe und Zambia liegen die Victoria Wasserfälle und wer dort abends am Zambesi oder am Chobe River einmal einen Sonnenuntergang erlebt hat ist für immer dem Zauber Afrikas erlegen. Aber soweit sind wir noch nicht, vor uns liegt stattdessen eine wichtige Strasse im Ngami Land, sie ist nichts besonderes, nur das übliche, viel Staub und noch mehr Wellblech, das erst ab einer bestimmten  Geschwindigkeit zu ertragen ist!

Es ist noch etwas kühl heute morgen, leichter Morgennebel hängt über dem Okavango und zieht durch die weiten Schilf- und Papyrusfelder. Mit einer Handpumpe haben wir gerade zwei Ersatzkanister und den Tank unseres Mitsubishi Pajero aufgefüllt. Es ist zwar eine etwas mühselige Arbeit am frühen Morgen, so mit der Handpumpe, aber was tut man nicht alles!

Eigentlich hatten wir gestern Abend in Bagnani, noch in Namibia, an einer normalen Tankstelle noch volltanken wollen waren aber trotz mehrerer Anläufe gescheitert, zuerst war der Tankwart nicht auffindbar und dann stellte sich heraus das zur Zeit überhaupt kein Benzin vorrätig war, Aber wir waren nicht die einzigen die diese Erfahrung machten!

Bei Mohembo hatten wir gerade noch vor Feierabend (hier wird abends die Grenze noch geschlossen) und Dunkelheit die Grenze nach Botswana überquert und waren dann gestern, nachdem der letzte Ersatzkanister noch in den Tank gekippt worden war, sozusagen mit angehaltenem Atem und ständigen Blick auf die Tankanzeige in Drotzkis Camp angekommen. Das Camp liegt am Oberlauf des Okavango, einige Kilometer südlich von Shakawe. Der Ort ist die Hauptstadt des Nordens und eine der größeren Siedlungen im Ngami Land.

Wie wir von Kasane hierhin gekommen sind, was wir unterwegs alles erlebten (z.B. mit schlafenden oder verschwundenen Tankwärtern, mißtrauischen  Zollbeamten, Pistgend die in plötzlichen Unwettern zu Rutschbahnen wurden und wie die Verpflegung aus einer englischen Gulaschkanone schmeckt) ist wieder eine andere Geschichte die auch noch zu erzählen sein wird!

Ja, und dann hatte gestern Abend am Lagerfeuer Christa im Gespräch mit Murray, dem Campleiter, noch erzählt „Eigentlich wollten wir von hier aus zu den Tsodilo Hills, die nicht allzuweit von hier in der Savanne liegen, aber dazu müssten wir hier Benzin bekommen denn wir fahren sozusagen auf dem letzten Tropfen“. „Okay, klar könnt ihr hier Benzin bekommen, nur pumpen das müsst ihr selbst“. Nun dann, dieses Problem wäre gelöst und wir haben heute morgen den Tank und zwei große Ersatzkanister mit der Handpumpe voll gemacht, was sich im Nachhinein als Glücksfall erweisen sollte. Denn, obwohl unser Ziel nur 45 km entfernt ist, entpuppt sich die Piste, oder ich sage besser -Fahrspur- am nächsten Tag als grottenschlecht und als hochgradiger Benzinfresser. Mir hatte allerdings schon zu denken gegeben als Murray gestern Abend meinte die Strecke sei sehr, sehr schlecht. Denn wenn er, sozusagen als Einheimischer, das sagt dann sollte doch schon etwas dran sein.

Während ich gerade den Ölstand unseres Pajero prüfe und Christa unterwegs ist um die Wasserflaschen zu füllen kommt Murray auf seiner morgendlichen Campende vorbei. „Hi, seid ihr schon startklar, dann kommt vorher noch bei mir im Office vorbei, ich habe für euch einen Plan gemacht, Der Abzweig von der Hauptstrasse ist etwas Tricky, und die Piste ist auch auf keiner Karte verzeichnet und bei den Tsodilo Hills sollt man auch wissen wo man was zu suchen hat“. Das hört sich ja alles ganz toll an aber wir haben es ja so gewollt!  Der Ölstand scheint zu stimmen, das Kühlwasser hat den richtigen Pegel und auch sonst ist alles von außen betrachtet in Ordnung. Christa ist mit den Wasserkanistern noch nicht wieder da und deshalb habe ich im Moment nicht besseres zu tun und gehe rüber ins Office um den Plan zu holen.

Wir sind im Camp z.Zt . fast die einzigen Gäste, außer einer Gruppe englischer Soldaten, die hier ein Spezialtraining absolvieren. Deshalb herrscht eine herrliche Stille, links von mir fließt leise der Okavango, der hier auf beiden Seiten von dichten Papyrusgalerien begrenzt wird. Zwerggänse lassen sich von der Strömung des Flusses treiben und etwas weiter entfernt zieht ein Schreiadler in der Luft seine Kreise.

Die Tür zum Office steht weit offen, Murray sitzt hinter einem Tische und ist offensichtlich an einer Zeichnung am arbeiten. Mit einem wortlosen Kopfnicken grüßte er mich und betrachtet noch einmal sein Werk. „Ja, so müßte es verständlich sein“ meint er jetzt zu sich selbst und schiebt mir den Plan über den Tisch. „Und denkt daran auch Streichhölzer, eure Schlafsäcke und genug Wasser mitzunehmen, denn sollte durch einen plötzlichen Wetterumschwung ein Unwetter niedergehen ist die Piste mit Sicherheit kurzzeitig unbefahrbar. Ein paar feste Kletterschuhe können auch nicht schaden denn die schönsten Zeichnungen erreicht man oft erst nach einigem Klettern in den Felsen“ meint er. „Die Einfahrt in die Piste ist leicht zu finden, ihr fahrt einfach auf der Hauptstrasse Richtung Maun weiter, nach kurzer Zeit kommt dann ein Schild, das rechts die Einfahrt markiert“. O je, mit Schildern haben wir hier schon die abenteuerlichsten Erfahrung gemacht, erst gestern hat uns die Beschilderung bzw. Nicht-Beschilderung in Shakawe ganz schön in die Irre geführt, also mal sehen womit dieses Schild uns überrascht!

Aus diesem Grund schleichen wir jetzt im 2. Gang über die Hauptpiste Richtung Maun, denn hier in diesem Bereich muss nach Murrrays Entferungsangabe ungefähr das Hinweisschild stehen. Im 2. Gang dahinschleichen bedeutet aber auch auf dieser Wellblechpiste gnadenlos durchgerüttelt zu werden und, um das Ganze noch besonders angenehm zu gestalten, werden wir auch noch von den eigenen aufgewirbelten Sand- und Staubwolken eingeholt. Dieser Sand ist so fein das er durch die kleinsten Öffnungen ins Auto eindringt. Trotz geschlossener Scheiben liegt schon bald eine deutlich sichtbare feine Staubschicht auf dem Armaturenbrett. Sicherheitshalber halte ich noch einmal an um die Film- und Fotogeräte zusätzlich in Plastikhüllen zu stecken, denn sicher ist sicher ………, und defekt ist defekt!!!

Christa sichtet als erste das gesuchte Schild, es steht etwas windschief rechts am Fahrbahnrand. Die Pfeilrichtung zeigt zwar nach links aber das kann ja nun unmöglich sein, denn nach links geht es nur wieder Richtung Fluß, irgendein Witzbold hat es wahrscheinlich ganz einfach umgedreht. „Nun ja, bis jetzt sieht die Strecke doch ganz gut aus, aber warten wir einmal ab was da noch so kommt“, meine ich gerade nebenbei und trete im gleichen Augenblick auf die Bremse. Wir sehen uns an, und wo geht es hier weiter? Die Piste mündet auf einem weitläufigen Lagerplatz für Strassenbaumaterial!

Wir hatten zwar gehört das die Strasse von Gumare nach Mohembo z.Zt. befestigt und asphaltiert wird, nur wieweit die Arbeiten inzwischen fortgeschritten waren das hatte uns keiner genau sagen können. Aber ganz offensichtlich befanden wir uns hier gerade auf einem Lagerplatz für diesen Strassenbau. Bisher hat Botswana im Norden nur über mehr oder minder gute Gravelroads Anschluß an das gut ausgebaute Straßennetz von Namibia. jetzt wird eine dieser wichtigen Strecken entlang des Okavango asphaltiert und das bedeutet dann das von Maun aus zwei befestigte Routen Anschluß an das Namibische Strassennetz haben. Einmal die alte südliche Route über Toteng-Ghanzi und Mammuno und dann, nach der Fertigstellung de neuen Strecke, die Route Toteng-Gumare-Shakawe-Bagnani-Rundu.

Wir wollen im Augenblick aber nur den Anschluß an die Strecke zu den Tsodilo Hills finden, die hier irgendwo zwischen hohen Geröll- und Splitthügeln im wahrsten Sinn des Wortes verschütt  gegangen ist. Die ungefähre Richtung wissen wir ja und so fahre ich jetzt einfach den westlichen Rand des Lagerplatzes ab, denn hier müßtre die Fortsetzung der Spur zu finden sein. Das fängt ja schon gut an, noch keine Stund unterwegs und schon ist -Piste suchen- angesagt. „Hier könnte es sein“ meint Christa, und zeigt auf eine tiefe Fahrspur im weichen Sand. Die Spur führt hinaus in die topfflache Ebene der Kalahari, sie weist in die richtige Richtung und verliert sich in der Ferne zwischen niedrigen Sträuchern und Büschen. Bisher haben wir keine weitere Spur gefunden und bei dieser stimmt immerhin die grobe Richtung auch mit unserer handgezeichneten Karte überein.

Schon nach kurzer Zeit merken wir es, die Strecke hat es wirklich in sich! Von außen sah die Sandfläche glatt und fest aus, nur von einer Fahrspur durchzogen. In Wirklichkeit ist sie fast wie Puderzucker, in dem man sofort versinkt, selbst die anscheinend feste Fahrspur gibt noch eimal nach unten nach. Ich schalte die höchste Untersetzung und zusätzlich noch die Differentialsperre an unserem Pajero ein und so mahlen wir uns mit max. 15 km/h langsam vorwärts, während das Auto oftmals von einer Seite auf die andere schwankt. Langsam wird es auch immer wärmer und der Fahrtwind bringt bei dieser Geschwindigkeit nun aucb nicht wirklich Kühlung. Jetzt wird uns auch immer klarer weshalb wir immer wieder gesagt bekamen die Strecke sei sehr, sehr schlecht, sie ist es wirklich! Aber ich will nun mal alles selbst ausprobieren und testen denn er dann, und das ist meine persönliche Meinung, kann man wirklich erst mitreden!

Die Spur schlängelt sich jetzt auf weiten Strecken zwischen halbhohen Büschen und kleinen Bäumen dahin, die tatsächlich noch alle grün sind. Das liegt aber wohl daran das gerade erst die Regenzeit vorbei ist. Aber was heißt hier vorbei, tatsächlich muß man immer noch mit heftigen Wolkenbrüchen rechnen und ein Unwetter könnte hier in diesem tiefen Sand ein Weiterkommen erst einmal unmöglich machen. Die Büsche links und rechts sind z.T. ziemlich dicht sodaß Tiere, die sich darin aufhalten von uns nicht gesichtet werden können. Dann gibt es wiederum Streckenpassagen die nur mit lichtem Gehölz bewachsen sind und dort sehen wir jetzt auch immer wieder Antilopen. Eine grundsätzliche Frage steht aber immer noch im Raum, sind wir überhaupt auf der richtigen Fahrspur??

„Na toll, jetzt wird es spannend“ meint Christa, da hat sich eine mittelgroße Akazie quer über die Spur gelegt, gerade groß und dick genug um ein Weiterkommen unmöglich zu machen. Aber nein, jetzt und hier aufgeben ist keine Option, denn wo ein Wille ist ist meistens auch ein Weg, so oder so ähnlich heißt es doch! Also steigen wir erst einmal aus und versuchen zuerst die Umfahrung des Baumes zu erkunden. Aber sowie wir die Fahrspur seitlich verlassen sinken wir sofort bis zur halben Wadenhöhe in dem pulverigen Sand ein. Die direkte Umfahrungsstrecke um diesen Baum herum ist ja gar nicht so weit, nur absolut nicht zu benutzen. Wir merken aber schnell das Sand und Sand verschieden sein können, denn es gibt durchaus Flächen die ziemlich fest sind und wahrscheinlich auch mit dem Auto befahren werden können, nur finden müssen wir diese Flächen! Christa ruft mir grade zu „Komm mal hier rüber, hier scheint es zu gehen“! Ja es stimmt hier könnte es wirklich gehen, der Boden ist ziemlich fest, aberziehe Umfahrungsstrecke wurde doch weit von der ursprünglichen Spur wegführen. Außerdem geht es durch viele Dornensträucher und aus leidvoller Erfahrungwissen wir das die heruntergefallenen Dornen eisenhart sind und problemlos ein Reifen zerstechen können. Aber zu irgend etwas müssen wir uns nun entschließen. “ Also versuchen wir es, aber du gehst vor dem Auto her um jeweils die Bodenbeläge Beschaffenheit zu prüfen und gleichzeitig nach den heimtückischen Dornen Ausschau zu halten“ sage ich zu Christa. Ganz langsam versuche ich nun seitwärts aus der Fahrspur zu kommen, aber hier fängt offensichtlich das Problem schon an, alle vier Reifen wühlen sich nur tiefer in den Sand und wenn ich jetzt noch mehr Gas gebe können wir gleich zu Schaufel und Sandblechen greifen. Christa bleibt jetzt in der Fahrspur an der Stelle stehen an der wir rausmüssen um auf die feste Sandoberflächen zu kommen. Langsam fahre ich zurück um etwas „Anlauf“ zu nehmen. 1. Gang dann 2.Gang und dann mit sagenhaften 20 St km/h seitlich aus der Spur heraus. Der Pajero schwankt zwar bedenklich als es über den hohen Spurend gezwungen wird, aber kaum zu glauben wir stehen tatsächlich neben der Fahrspur auf der festen Sandoberfläche! Ich reich Christa ihren Hut aus dem Wagen denn es ist inzwischen verdammt heiß geworden, und so in der prallen Sonne ohne Kopfbedeckung vor dem Auto herzulaufen könnte sich sehr schnell mit einem Sonnenstich rächen. Ich hatte bei einer anderen Tour im Okavango-Delta bei der Morgenpirsch einmal meinen Hut im Zelt gelassen und trotz bedecktem Himmel hat mi9ch die Sonne leicht erwischt und ich durfte den Rest des Tages mit Kopfschmerzen im Zelt verbringen. Seit diesem Zeitpunk bin ich in Afrika ein Hutfanatiker. 

Langsam fahre ich jetzt hinter Christa her die aufmerksam die Festigkeit des Bodens prüft und gleichzeitig nach diesen heimtückischen Dornen Ausschau hält, denn jetzt hier auch noch eine Reifenpanne, nein, das muß nun nicht unbedingt sei! Aber es geht leichter als wir gedacht haben, nur ab und zu kratzt der Ast eines niedrigen Baumes oder eines Dornenstrauches mit einem häßlichen Knirschen am Auto entlang. In einem weiten Halbkreis, der uns an seinem weitesten Punkt wohl an die 400 mtr. von der Spur entfernt, kehren wir langsam an die ursprüngliche Strecke zurück. Ich schaue auf die Uhr, kaum zu glauben aber dieses simple Hindernis hat uns glatt über 40 Minuten Zeit gekostet. Mit einem leichten Schwanken bringe ich jetzt das Auto wieder zurück in die ursprüngliche Fahrspur. „Hoffentlich hat sich das alles auch gelohnt, und wir sind in der richtigen Richtung“ meine ich zu Christa, die gerade wieder ins Auto steigt, denn das wäre nun doch eine gewaltige Enttäuschung auf der falschen Spur zu sein und irgendwo im nichts zu landen.

Hier oben, im Norden Botswanas am Okavango liegt eines de letzten Rückzugsgebiete der San (Buschmänner). Sie durchstreifen seit vielen tausend Jahren die Weiten der Kalahari. Einer Umgebung, die für uns absolut lebensfeindlich ist, haben sie sich perfekt angepassten betrachten diese Landschaft als ihren Lebensraum. So hatte ich es in einem Reiseführer gelesen und während wir uns jetzt langsam aber sicher vorarbeiten gewinne ich zunehmend Respekt vor der Leistung de San. Überigesn, den Namen -Buschmänner- haben sie damals von den Buren erhalten, sie selbst nennen sich -San- und deshalb will ich sie auch in meinem Bericht so nennen. Aber wie können sie hier überleben, in einem Gebiet das auf den ersten Blick, und auch auf den zweiten Blick so garnichts zum Überleben bietet. Anscheinend gibt es hier nur Hitze, Sand, Trockenheit und knochentrockene Sträucher. Die San aber, die wissen seit Generationen wo es hier in und auf der Erde Nahrung gibt. Sie kennen über 100 Arten von eßbaren Wurzeln und Gemüsen und sie kennen auch die Stellen wo offene und geheime Quellen das lebensnotwendige Wasser ans Tageslicht bringen. Aber im Grunde brauchen wir uns nicht zu wundern denn, wenn ich den gelesenen Informationen glauben kann, leben sie schon seit mehr als 15.000 Jahren im südlichen Afrika. Als Jäger und Sammler durchstreiften die San die heutigen Länder Südafrika, Zimbabwe, Botswana und Namibia.

Endlich ein Lichtblick auf unserer Strecke, im wahrsten Sinn des Wortes, in diesem Momenthaben wir nämlich anscheinend dieses große Dornen- und Strauchgebiet hinter uns gelassen und eine etwas Lichtre Sandebene breitet sich vor uns aus, die nur von einzelnen niedrigen Sträuchern bewachsen ist. Irgendwie fühlen wir uns jetzt doch besser, denn immer zwischen diesen zum Teil doch sehr dichten Büschen und Bäumen zu fahren ging auf den letzten Kilometern dich etwas aufs –genüt. Vor allem wohl auch deshalb weil de Bewuchs manchmal bis dicht an die Fahrspur heranreichte und wir auf Teilstrecken wie durch einen Tunnel gefahren sind. Aber jetzt hier, sozusagen im fast freien Gelände, wo unser Blick wieder bis zu Horizont reicht, da kann man so richtig durchatmen. Wie wir heute Morgen im Camp losgefahren sind war am Himmel keine einzige Wolke zu sehen, wenn wir uns jetzt den Himmel betrachten hat sich doch eine lockere Wolkenschicht gebildet. Hoffentlich gibt es keinen Regenschauer denn das bedeutet hier in der Regel ein Unwetter, so als ob der Himmel alle Schleusen geöffnet hätte. Dafür hält es dann aber nie sehr lange an, aber die Folgen wären für uns im Moment doch etwas ungemütlich. Ich halte an, denn jetzt können wir auch einmal versuchen uns zu orientieren bzw. Ausschau zu halten. Nach der Kilometrangabe müßten wir uns doch allmählich in der Nähe der Tsodilo Hills befinden. Nach unseren Infos sollen sie aus der flachen Sandebene unvermittelt aufragen. Da leicht rechts, ungefähr bei 2 Uhr kann ich jetzt durch das Fernglas einige Erhebungen gut erkennen. Die Fahrspur führt auch in diese Richtung, das ganze sieht im Moment also recht gut aus. „Das müsste es sein, jetzt kann es nicht mehr lange dauern“, meint Christa. Aber wie schon so oft haben wir uns anscheinend in der Entfernung wieder einmal gründlich verschätzt. Die Hügel scheinen einfach nicht näher zu kommen, und weshalb bei uns der Schweiß in Strömen läuft zeigt ein Blick auf das Außenthermometer. Über 35° Celsius und natürlich kein Fahrtwind bei 10-15 Std/h. Christa reicht mir vom Rücksitz eine große Flasche Wasser -aber keine aus dem Kühlbehälter, denn das würde die Schweißproduktion nur noch ankurbeln- das ich langsam und in kleinen Schlucken trinke, obwohl das lauwarme Wasser nicht gerade vom Feinsten schmeckt!

Jetzt können wir aber doch die Erhebungen mit bloßem Auge deutlich sehen, die fast inselhaft aus der topfflachen Ebene aufsteigen. Der Name -Tsodilo- stammt aus der Tawara Sprache und bedeutet wenn an bis zu Sprachwurzeln zurückgeht, soviel wie -steil-. Die Spur windet sich jetzt auf einer Strecke von ca. 500 mtr. leicht bergab und dann müßten wir eigentlich am Ziel sein. Wir können uns jetzt schon nach der Campzeichnung orientieren. Sie höchste Berg liegt südlich von uns und wird in den Reiseführern mit einer Höhe von ca. 420 mtr.angegeben. Im Abstand von einigen hundert bis zu tausend Meter entfernt liegen noch zwei weitere Berge. Die San haben ihnen den Namen Mann, Frau und Kind gegeben und sie bestehen vorwiegend aus Granit.

Hier ist der Sand doch einmal besonders tief und obwohl es leicht bergab geht muß ich ständig auf dem Gaspedal stehen um nicht im Sand stecken zu bleiben. Anscheinend haben die Götter der Tsodilo Hills vor den Preis den Schweiß gesetzt! Aus einer tiefen Sandpiste ist fast urplötzlich eine genauso schlechte Stein- und Geröllpiste geworden. Also muß Christa noch einmal aussteigen und mich zwischen den Geröllbrocken hindurch lotsen. Der Weg ist dermaßen mit Steinbrocken übersät als ob man durch einen Bachlauf fährt wo das Wasser den Sand zwischen den Steinen allmählich ausgewaschen hat.Mehr links, jetzt rechts, stop, etwas zurück und scharf nach rechts einschlagen, diese und ähnliche Kommandos werden mir jetzt von Christ zugerufen. Der Pajero schwankt manchmal ganz schön von einer Seite auf die andere und ich hoffen nur nicht zufälligerweise mit einem der Reifen in eine der vielen Spalten zwischen den Steinen zu geraten, den hier könnten wir uns ganz hervorragend die Reifen aufschlitzen und nur ein Ersatzrad steht zu Verfügung. Ganz abgesehen davon ist es sicherlich nicht das höchste der Gefühle hier bei diese Hitze auch noch einen Reifenwechsel vorzunehmen.

Mit Hilfe des Planes steuern wir zielstrebig die Stelle an die uns im Camp als guter und schattiger Platz fürs Auto empfohlen wurde. Eine Menge hoher und weinausladender Bäume sehen hier am Fuße der Felsen und wie zu erwarten ist außer uns kein Mensch hier. Nachdem der Motor abgestellt ist umgibt uns eine merkwürdige Stille, die aber doch sehr angenehm ist. Hier unter den Bäumen ist es schattig und kühl im Vergleich zu draußen in der prallen Sonne. Bevor wir aber auf Erkundung gehen öffnen wir erst einmal die hint3re Klappe des Autos. Der Klapptisch und die Stühle werden hervorgeholt auf aufgestellt sowie der Esskorb aufgemacht. Im Camp hatten sie uns reichlich Sandwiches u.ä. mitgegeben die mit allem was schmeckt belegt waren. Seit einigen Tagen haben wir auch immer mehrere Behälter mit Tee dabei. „Jetzt zu einem Sandwich noch eine Tasse Tee, das wäre es“ meint Christa und geht zum Auto um eine Kanne zu holen. „Ja das wäre schon gut und sicherlich eine Abwechslung zu Wasser und Cola“. Na toll, da haben wir die Bescherung, der Tee hat Schimmel angesetzt. Wie das…….? Natürlich ganz klar, wir hätten schwarzen Tee nehmen sollen und haben stattdessen Früchtetee genommen. Jetzt hinterher sind wir schlauer und so wird die Teepause halt ohne Tee gemacht!

Eigentlich könnten wir hier zwar alles stehenlassen weil kein Mensch da ist der etwas entwenden könnte, aber in den Felsen sind bestimmt Affen und bei deren natürlicher Neugier müssten wir dann später bei unserer Rückkehr diverse Habseligkeiten vielleicht zwischen den Felsen wieder zusammensuchen. Also besser alles zusammenpacken und wieder im Auto verstauen. Außerdem sollten wir jetzt besser unsere festen Schuhe anziehen, denn das ganze sieht doch nach einer Kletterpartie in den Felsen aus und in hohen und festen Wanderschuhen hat man einfach mehr Halt für die Füße und Gelenke.

Anhand der Zeichnung können wir uns gut orientieren und haben bald die erste Felsmalerei erreicht d.h. wir stehen vor einem dichten Buschwerk das den Fuß eines Felsens bedeckt. Vorsichtig, Ast für Ast einen nach hinten biegend, damit die Dornen nicht alles zerreißen kriechen wir durchs Gesträuch. Hin und wieder bleibt man aber trotzdem an einer Dorne hängen und wenn man Glück hat kann der nachreichende einen wieder loshaken. Es geht zwar besser als es vorher ausgesehen hatte, aber trotzdem hoffe ich nicht jede Malerei oder Zeichnung nur durchs Kriechen durch Dornengestrüpp zu erreichen!

Es ist schon ein seltsames Gefühl im Angesicht dieser uralten Felsmalereien. Angeblich gibt es in diesem Gebiet an über 250 Stellen mehr als 2000 Malereien und Zeichnungen. Selbst die heute hier in der Nähe lebenden San wissen nicht mehr wer die Künstler waren, die auf diese Art und Weisen Szenen und Eindrücke aus ihrem Leben festgehalten haben.

Für uns Laien sieht das erst einmal alles gleich aus, aber es gibt Unterschiede, sogar sehr deutlich aber dies stellen wir erst im Laufe unserer weiteren Exkursion fest. Wir finden Malereien die in roter Farbe angebracht wurden, meist Tiere und hierbei kommt sehr oft das Motiv der Giraffe vor. Des Weiteren sehen wir zweibeinige Silhouetten von Tieren. Diese Malereien werden den San zugeschrieben und zählen zu den ältesten.

Es gibt aber auch Zeichnungen die den schwarzen Stämmen zugeschrieben werden. Diese sind sehr oft in weißer Farbe ausgeführt und zeigen Pferde und Ziegen, aber auch Menschen werden dargestellt. Wir finden auch schattierte und mehrfarbige Zeichnungen die aber, wenn ich dem vorher konsultierten Reiseführer glauben kann, wesentlich jüngeren Datums sind. Aber wie wir feststellen haben diese Malereien doch einige Gemeinsamkeiten. Sie erzählen immer Geschichten aus dem Leben dieser Menschen und von Dingen die ihnen damals wichtig waren. Sie sind immer an geschützten Stellen, z.B. Felsüberhängen, angebracht und auch das Steinmaterial, auf das die Farbe aufgetragen wurde, scheint nach unserem momentanen Eindruck immer der gleiche rötliche Stein zu sein.

Es war doch gut die festen Wanderschuhe angezogen zu habe , man hat einfach mehr Trittsicherheit auf den Steinen und zwischen die Felsen. „Das ist doch eine Schinderei “ schimpft Christ, und droht damit sich einfach auf den nächstbesten Felsen zu setzten und keinen Schritt mehr weiterzugehen. Gut, verfügten kann ich es ja, denn gerade haben wir uns Wiede einmal eine kleine Felswand hochgearbeitet und der Schweiß fließt in Strömen, aber die Götter haben nun mal den Schweiß vor den den Preis gesetzt!

Dank der Handzeichnung wissen wir aber doch ziemlich genau das dies alles nicht umsonst ist. Ich kann jedem nur empfehlen sich vorher genau zu informieren wo es etwas zu sehen gibt, denn so einfach auf Verdacht zwischen den Felsen herum zu klettern kann ein ziemlich mühsames und frustrierendes Geschäft werden und ein Erfolg ist nicht garantiert. „Jetzt gehe ich erst einmal keinen Schritt weiter“ hören ich erneuten Protest. „Okay, hier ist ja auch ein guter Platz zum Rasten und die Rucksäcke haben wir ja nun auch nicht nur zu Spaß mitgenommen!

Im Schatten eines großen Felsüberhanges, beäugt von neugierigen Giraffen- und Büffelbildern an den Felsen schmecken die restlichen Sandwiches noch einmal so gut. Ich denke daran, das hier auf diesem Platz vor tausenden von Jahren schon Menschen gewesen sind die damals vielleicht noch mit Rauchzeichen über große Entfernungen Informationen ausgetauscht haben. Sie beherrschten noch die Technik wie man mit einem Stab aus einem ganz speziellen Holz Feuer entfachen konnte. Ihre Nachfahren, die San hier in der Kalahari beherschen diese Kunst noch heute. Diese Menschen von damals konnten sicher nicht ahnen das diese Zeichnungen vom Leben und Jagen der Sippe hier auf den Felsen irgendwann einmal der Beweis ihrer Existenz sein würden.

„Wieviel Uhr ist es überhaupt“, diese Frage schreckt mich hoch und reißt mich aus meinen Grübeleien. Die Zeit ist anscheinend wie im Fluge vorübergegangen denn es ist schon über 16 Uhr. „Du wir sind nun schon über 5 Std. hier unterwegs und sollten uns schleunigst auf den Rückweg zum Auto machen wenn wir noch vor Dunkelheit wieder im Camp ankommen wollen“. Als Alternative würde sich sonst nur noch eine Übernachtung in einer der vorhandenen Höhlen anbieten, aber so ohne allen Grund wollen wir das dann doch nicht ausprobieren. Obwohl, reizen würde es mich aber schon!

Eilig, aber trotzdem vorsichtig klettern wir jetzt wieder bergab und sind nach einiger Zeit froh als de Wagen wieder in Sicht kommt. Der gewaltige, weit ausladende Affenbrotbaum, unter dem wir unser Auto abgestellt haben hat inzwischen auch Besuch bekommen. Eine gr0ße Herde Affen turnt auf seinen Ästen  und veranstaltet ein Höllenlärm. Es war also garnicht Sod falsch unseren Tisch  samt Tassen und ähnlichem wieder im Auto zu verstauen, denn wir hätten mit Sicherheit nichts mehr hier vorgefunden und alle Einzelteile wieder zusammensuchen müssen. „Also so sind wir für heute nicht mehr salonfähig“ meint Christ trocken, und sie hat wirklich recht wenn ich uns so ansehe, ziemlich verschwitzt, die Kleidung stellenweise etwas abgerissen und zusätzlich haben auch die Dornen auf unserer Haut einige Spuren hinterlassen. Also der Abend im Camp ist auf jeden Fall gerettet …………, mit Wasser und Seife, Jod und Nähfaden!

Aber, um meine Gedanken von vorhin auf den Felsen noch einmal aufzugreifen und zu Ende zu denken, diese Felsmalereien sind der Beweis der Existenz ihrer Erschaffer aber, was wird in tausenden von Jahren einmal der Beweis unserer Existenz sein?